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Grossstadt-Blues am Siedepunkt
Der New Yorker Musiker Popa Chubby und seine Band in der Alten Feuerwache in Mannheim

Vom Aussehen her könnte er auch ein Protagonist in der World Wrestling Federation sein, vom Namen her ebenso: Popa Chubby (auf deutsch: Papa Rundlich), der schwergewichtige Mann mit kahlem Schädel, flauschig-markantem Kinnbart und reich tätowierten Armen. Popa, der bürgerlich Ted Horowitz heißt, ist ein namhafter Bluesrock-Musiker und Produzent aus New York. Aufgewachsen in der Bronx, die Eltern passionierte Musikfans, kam er früh mit Rock und Blues in Berührung. Mit sechs Jahren bekam er ein Schlagzeug, dann sah er Chuck Berry auf der Bühne und hatte sein Herz an den Blues verloren.
Heute, mit 42 Jahren, ist Popa ein angesehener Gitarrist, Sänger und Songwriter. „How'd a White Boy Get the Blues?" hieß sein vorletztes Album. „Die Platte ist eine Bluesrock-Oper", sagt Popa darüber, „jeder Song und das ganze Album erzählt eine Geschichte. Die Geschichte menschlichen Kampfes von Verlangen, Leidenschaft, Verführung und Errettung. Und zwar jene Art von Rettung, die ein Mann in seiner Gitarre findet".
Wenn man Popa Chubby spielen und singen hört, wie bei seinem Auftritt in der Mannheimer Alten Feuerwache, dann versteht man den Sinn seiner Worte auf Anhieb. Popa spielt den Bluesrock mit Leib und Seele. Mit einer Passion, die spürbar und sichtbar ist. In hoher Lage wringt er den Hals der Gitarre aus wie ein nasses Handtuch. Biegt die Saiten durch und lässt die Töne wimmern, klagen, heulen, als kämen sämtliche Höllenhunde des Blues zusammengelaufen, um ihre Wehklage himmelwärts zu schicken. Wie eine Spielzeuggitarre hängt Popa Chubby die Stratocaster über dem fülligen Leib – was er ihr aber entlockt, ist absolut erregend. Messerscharf sind seine Blueslicks, haben mächtigen Drall und Impulskraft. Mit flinken Fingern lässt Popa seine Soli übers Griffbrett flitzen, erregend rhythmisierte Akkorde peitscht er aus den Saiten und diese haben nicht selten mächtig den Funk.
Einen sehr urbanen und kraftvollen Bluesrock spielt Popa Chubby mit seiner vierköpfigen Band, eine Grundlage, die er offen hält für modernere Einflüsse, für Hip-Hop, Soul und Funk vor allem. Schwitzend, siedend dampft der Blues empor, wenn der Keyboarder die Hammondsounds brodeln lässt. Der Bassist legt einen satten Groove darunter und aktiviert bisweilen auch das Wah-Wah-Pedal, was in Kombination mit seinem funky Slapping schön bizarre Sounds ergibt.
Ganz außer Rand und Band wirkt Popa, wenn er Gitarre spielt, eine Lust, die sich schnell aufs Publikum überträgt. Der schwergewichtige Mann scheint Energie ohne Ende zu haben. Drum setzte er sich auch mal ans Schlagzeug und bearbeitete das Drumset wie der Teufel.
„The Good, the Bad, and the Chubby", heißt seine neueste CD, Liebe und Betrug, Mord, Stress und Leidenschaft sind die Themen, die er besingt. Und dass ein Song daraus auch die Anschläge vom 11. September reflektiert, macht klar, dass der Blues längst nicht mehr auf den Baumwollfeldern von Louisiana zu Hause ist, sondern im Herzen der Metropole von heute.
02.11.02 - Die Rheinpfalz - Rainer Köhl 
Wenn die Saiten qualmen
BLUES: Der Gitarrist Popa Chubby in Mannheims Feuerwache

Ted Horowitz ist ein wahrer Gigant des Blues - in jeder Hinsicht, denn der New Yorker spielt nicht nur kolossal, er bringt auch stolze 200 Kilo auf die Waage. Drum nennt er sich selbstironisch und in guter alter Blues-Tradition Popa Chubby - "Papa Schmerbauch". Aufgewachsen in der Bronx und reichlich tätowiert, umweht ihn ein bisschen das Flair eines Outlaws, und musikalisch ist er das auf jeden Fall. Von Purismus hält er nichts, zu weit ist sein Horizont, der hat Cinemascope-Format. Auf seinem neuen Album, in Anlehnung an einen der größten Italowestern von Sergio Leone "The Good, The Bad And The Chubby" betitelt, sprengt er die Grenzen des Blues. Und in der Mannheimer Feuerwache brennt die Luft von der ersten Note an, die er aus seiner Gitarre reißt.
Salopp gekleidet in schwarzen Trainingshosen und schwarzem T-Shirt, eine Sonnenbrille auf die Glatze hochgeschoben und mit drei kongenialen Begleitmusikern an seiner Seite, füllt das Schwergewicht die halbe Bühne aus und die Musik den gesamten Raum. Der Sound ist superb abgemischt, klar und transparent, mit dem nötigen Druck im tiefen Bereich und astreinen Höhen. Dort hinauf nämlich schwingt sich Chubby mit einer ganzen Frachterladung ekstatischer Soli, so filigran und rotzig zugleich dargeboten, wie es nur wenige Gitarristen beherrschen.
Wenn die Songs der neuen CD Titel tragen wie "Play It From The Heart" oder "If The Diesel Don't Get You Then The Jet Fuel Will", so umschreiben sie ihn aufs trefflichste: Der Mann musiziert aus dem Herzen und gurgelt dabei Kerosin. Derart feuriger Blues entflammt das Publikum. Dafür garantiert auch das exzellente Gespür für packende Songs wie etwa "I'll Be There For You", das sich bei Popa Chubby mit einer stets aufrechten Haltung mischt: Sein Blues klagt und jammert nicht bloß, er riecht nach Tatendurst und schmeckt nach Durchhaltewillen - hinfallen ist nicht schlimm, nur liegenbleiben gilt nicht.
Was ihn antreibt, ist reinste Spielfreude. Während einer Solo-Passage des Bassisten und des Keyboarders darf sich der Schlagzeuger eine Verschnaufpause gönnen, denn der Maître trommelt selber. Dann greift er sich wieder seine abgewetzte Fender und langt in die Saiten, bis sie qualmen. Seine Improvisationen bestechen durch Einfallsreichtum und Humor. Gerne zitiert er mal ein, zwei Takte aus "Smoke On The Water" (Deep Purple) oder aus Klassikern wie "Baby What You Want Me To Do" (Jimmy Reed), stets tauchen Melodien auf, die man kennt, wundersam zu einer Quintessenz des Blues verdichtet.
Eine ganz fette Version von "Wild Thing" - mit einem Ausflug zu "Purple Haze" von Jimi Hendrix im Mittelteil - und die zornige Zugabe "Somebody Let The Devil Out" beenden nach 145 Minuten ein furioses Konzert, das von den Besuchern empfunden wird als "der Hammer!". Griffiger lässt es sich kaum ausdrücken.
02.11.02 - Mannheimer Morgen – 02.11.2002 - Mike Seifert 


Popa Chubby